Fixsterne

Das jahrtausende alte Deutungselement der Fixsterne ist im Zuge der sogenannten

„Modernisierung“ der westlichen Geburtsastrologie lange Zeit vernachlässigt worden. In

der traditionellen Astrologie sind Fixsterne ein wichtiger Bestandteil der Horoskopdeutung;

in der Mundanastrologie spielen sie eine herausragende Rolle und für die Wetterastrologie

scheinen sie unverzichtbar.


Astrologie gehört zum ältesten Menschheitswissen, daher möchte ich die

kulturhistorischen und astronomischen Hintergründe so kurz wie möglich skizzieren.

Der Begriff „Fixstern“ mag irreführend sein, denn bereits die Babylonier stellten fest, dass

sich diese Himmelskörper sehr langsam durch den Tierkreis bewegen.

Diese Bewegung ist durch die Präzession begründet, die eine scheinbare Bewegung um

1 Bogengrad in 72 Jahren - entsprechend ca. 50,38 Bogensekunden pro Jahr - verursacht.

1718 entdeckte der Astronom Edmond Halley, dass Sterne offensichtlich eine

Eigenbewegung besitzen. Er beobachtete, dass die Positionen der Sterne Sirius und

Arcturus ca. 30 Bogensekunden von den Himmelsorten entfernt waren, an denen sie nach

den Sternenkarten des Hipparch und des Ptolemäus unter Berücksichtigung der

Präzessionsbewegung sein mussten.


Fixsterne spielten für die Menschen im Altertum eine sehr wichtige Rolle, sie dienten der

Orientierung und der Zeitbestimmung.

Da die Sterne die letzte der sichtbaren Himmelssphären besetzen, nahmen die Menschen

an, dass sie nahe bei Gott waren; in einigen Kulturen wurde die Fixsternsphäre als „Thron

Gottes“ bezeichnet.

Eine besondere Bedeutung kommt den vier sogenannten „Königssternen“ zu, die sich nahe

der Ekliptik befinden. Sie gehören zu den 20 hellsten Sternen und galten im Alten Orient

als die „Hüter des Himmels“.

Vor ca. 3.000 Jahren stieg jeweils einer dieser vier Sterne zum Beginn einer Jahreszeit in

der Morgendämmerung am Osthorizont auf.

  • Aldebaran Hüter des Ostens – Frühlingsanfang
  • Regulus Hüter des Südens – Sommeranfang
  • Antares Hüter des Westens – Herbstanfang
  •  Fomalhaut Hüter des Nordens – Winteranfang

Nicht weniger bedeutsam war Sirius, der Hauptstern im Sternbild „Großer Hund“ .

Er ist der hellste Stern des Himmels und wird auch „Hundsstern“ genannt.

Im alten Ägypten war sein heliakaler Aufgang1 ein sicheres Vorzeichen dafür, dass die

Nilhochwasser begannen, die fruchtbaren Schlamm für die Felder mit sich brachten.

Außerdem kündigte dieses Himmelsereignis die heißesten Tage des Jahres an.

Vor ca. 2.000 Jahren erschien Sirius (Hundsstern) in den Breiten des Römischen Reiches

um den 23. Juli erstmals sichtbar am Osthorizont als Vorbote der größten Sommerhitze.

Die Römer nannten die Tage zwischen dem 23. Juli und 23. August

„Hundstage“ (dies caniculares). Diese Bezeichnung hat sich bis heute gehalten. Obwohl

Sirius in unseren Breiten aufgrund der Präzession mittlerweile erst Ende August heliakal

1 Erstmaliges Sichtbarwerden eines Himmelskörpers am Osthorizont in der Morgendämmerung

aufgeht, sind die Hundstage zu einem festen Begriff für die heißesten Tage eines Jahres

geworden.


Astronomisch werden Fixsterne nach Helligkeit2 und nach ihrer Spektralfarbe

kategorisiert. Der griechische Mönch und Astronom Hipparch von Nicäa katalogisierte die

Sterne, die mit bloßem Auge zu erkennen waren, in Größenklassen zwischen 1 und 6.

Dieses Prinzip der Einteilung besteht bis heute, es wurde modifiziert und verfeinert, so

dass die Werte der hellsten Sterne Sirius (-1,5) und Canopus (-0,7) mit negativen Zahlen

dargestellt werden.



Für die astrologische Deutung sind die 20 hellsten Sterne am wichtigsten, insbesondere

jene, die sich nahe der Ekliptik befinden, da sie (von der Erde gesehen) auf- und

untergehen.

Jeder Fixstern wird, abhängig von seiner Spektralfarbe, einem oder zwei bestimmten

Planeten zugeordnet, er trägt deren „Signatur“.

Als grobe Faustregel für die astrologische Zuordnung der Fixsterne zu den Planeten gilt:



Die größte Bedeutung im Horoskop haben Fixsterne, wenn sie

· aufsteigen, das heißt, im Geburtsaugenblick am Osthorizont gerade aufgegangen sind,

· kulminieren (im Geburtsmoment im Zenit stehen),

· gerade untergehen oder

· sich mit einem persönlichen Planeten in Konjunktion befinden, insbesondere

wenn diese Konjunktion in einem der 4 Eckhäuser stattfindet.

Der Orbis richtet sich nach der Helligkeit des Fixsterns: ein Stern der Stärke 1 oder höher

kann noch bei 3° deutliche Wirkung zeigen, während Sterne der Stärke 5 nur bei

Gradgenauigkeit zu berücksichtigen sind.



Für die erste astrologische Beschäftigung mit den Fixsternen empfiehlt sich, zunächst die
Mythologie der zugehörigen Sternbilder und danach erst die Deutungen einzelner Sterne zu
lesen. In den alten Schriften werden Fixsterneinflüsse oft sehr drastisch dargestellt. Diese
Deutungen sollten immer im Kontext der Mythologie und der Zeit, in der sie
aufgeschrieben wurden (Antike bis Mittelalter) betrachtet und in ihrer grundlegenden
Bedeutung in die heutige Zeit übersetzt werden.

 

Literatur:
Fasching, Gerhard Sternbilder und ihre Mythen SpringerWienNewYork 3. Auflage 1998


Hermann, Joachim Das große Lexikon der Astronomie Faktum Verlag  2001


Littrow von, Jos. Joh. Die Wunder des Himmels Dümmlerbuch 11. Auflage 1963


Robson, Vivian Fixed Stars&Constallations in Astrology Astrology Classics

 

The Astrology Center of America


Uhle, Michael Die Fixsterne Chiron Verlag


Zoller, Robert Diploma Course in Medieval Astrology (unveröffentlicht) New Library, London 2002